Arkadien

Hinter dem Hügel liegt der Platz, auf dem alljährlich das Münchner Oktoberfest
stattfindet. Bei der Recherche zu „Arkadien“ fand ich das Gedicht
„Resignation. Eine Phantasie“ von Friedrich Schiller, das mit der Strophe beginnt:

Auch ich war in Arkadien geboren,
auch mir hat die Natur
an meiner Wiege Freude zugeschworen,
auch ich war in Arkadien geboren,
doch Tränen gab der kurze Lenz mir nur.

In der zwölften Strophe kann man, mit etwas gutem Willen,
das Geschehen auf dem Oktoberfest beschrieben finden:

Ein Gaukelspiel, ohnmächtigen Gewürmen
von mächtigen gegönnt,
Schrekfeuer angestekt auf hohen Thürmen,
Die Phantasie des Träumers zu bestürmen,
wo des Gesezes Fakel dunkel brennt.

7 Kommentare

  1. Neben meinem eigentlichen Kommentar, das nämlich Dein Bild so wunderbar komponiert und in Licht gegossen wurde, wie kaum ein zweites unserer bisherigen Bilderzeigerei (und ich zunächst an eine pseudoromantische Buchillustration denken musste, auf der noch irgendwas Bescheuertes fehlt, ein Einhorn vielleicht – aber da muss kein Einhorn oder was anderes Bescheuertes denn, denn das Bild erzählt ja von sich selbst und das reicht vollkommen) – und neben meinem Nebengedanken, dass jedes Motiv mir tiefer und lebendiger erscheint, wenn nur genug Sonnenflecken darauf abgebildet sind, in die ich mich in den letzten Wochen so sehr verliebt habe – neben all diesem also denke ich über zwei Dinge nach:

    1.
    Schiller schreibt von der „Fakel“, was a) mir sehr gut gefällt und b) mich denken lässt an „Die menschlicke Fackel“ der Fanatstischen 4 sowie an Philip Roths „Der menschliche Makel“

    2.
    Wer hat von wem abgeschrieben? Schillers Zeitgenosse Novalis dichtet sehr ähnlich:
    „Auch ich bin in Arkadien geboren;
    auch mir hat ja ein heißes volles Herz
    die Mutter an der Wiege zugeschworen
    und Maß und Zahl in Freude und in Schmerz.“

    Wikileaks, übernehmen Sie!

    1. Vielen Dank für das Lob!
      Was Schiller und Novalis angeht, danke für den Hinweis. Bei flüchtigem Nachforschen sieht es danach aus, als hätte Novalis einige Jahre später Schillers Gedicht von 1787 aufgegriffen. Vielleicht können wir Junglehrer und Germanist R. fragen?

      1. Sehr gute Idee. Herr Assessor R soll das mal bitte klären. Die Ähnlichkeiten sprechen doch sehr für eine Nachdichtung – nur wer nach wem?

  2. Den Herren kann geholfen werden. Doch zunächst einmal möchte ich höflichst darauf hinweisen, dass ich den Assessor lange schon hinter mir gelassen habe. Bitte schön.
    Novalis hat nicht von Schiller abgeschrieben, er hat nur dasselbe Motiv aufgegriffen, wie übrigens auch viele andere. „Et in arcadia ego“ stammt aus einem Bild des Barockmalers Barbieri. Unter einem Totenschädel findet sich diese Inschrift. Es ist also ein memento mori, wie zu dieser Zeit alles irgendwie mit dem Tod zu tun hatte. Barbieris Einfall geht wohl zurück auf einen Text von Vergil, in dem dieser ein Grabmal mit Inschrift in idyllischer Landschaft, nämlich im griechischen Arkadien, beschreibt. Arkadien ist seit der Renaissance ein Symbol für das Goldene Zeitalter, hat aber mit der realen Landschaft nichts mehr zu tun. Die Inschrift bedeutet also, dass der Tod auch im Paradies zu Werke geht und zu einem erfüllten Leben dazugehört.
    Schillers Gedicht von 1786 thematisiert ebenfalls den Tod. Novalis‘ Freundschaftsgedicht an Schlegel von 1792 verweist auf Schillers Text, um Anschluss an diesen Autor zu signalisieren. Goethe wiederum hat „Auch ich in Arkadien!“ seiner „Italienischen Reise“ von 1817 als Motto vorangestellt, damit auch der letzte Depp in Weimar kapiert, dass er in Italia eine geile Zeit hatte.
    War das zu Ihrer Zufriedenheit?

  3. Gern geschehen. Übrigens möchte ich das Bild ebenfalls loben, auch wenn ich einschränkend anmerke, dass in Arkadien noch keine Zäune gebaut werden mussten, um Wildbiesler abzuwehren.

  4. Ad 1
    Wildbiesler hört sich für unsereinen Normalsterblichen an wie der Name für ein sehr großes, teilweise in Nordeuropa noch frei lebendes Schaf.

    Ad 2
    Auf ewig vergessen: Studi und Assessor.
    Demnächst dann begossen: Doc und Professor.

    Ad 3
    Merci vielmals.
    Dass die Buben damals sich auch untereinander Motive gesucht, gefunden und ergänzt haben, hatte ich mir schon gedacht. Aber so schön hätt ichs nie und nimmer aufdröseln können.

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